Myanmar – Traditionelle Handwerkskunst an jeder Ecke
Bei Handwerkskunst denken viele Europäer sofort an exklusive und damit teure Produkte, die besonderer Weise von Hand gefertigt wurden, obwohl es, vielleicht nicht so gut, aber auch eine Maschine hätte machen können. Das ist in Myanmar noch anders. Hier gibt es kaum Maschinen und die Arbeiter verdienen fast nichts und so ist hochwertige Handwerkskunst in Myanmar eher Standard als Besonderheit. Und das meist äußerst günstig, ein Traum also für jeden Liebhaber.
Gold für Buddha
In Myanmar ist es üblich, Blattgold zu kaufen und es auf eine Buddha Statue aufzubringen, um Buddha damit zu ehren. In Mandalay steht der heiligste Buddha des Landes, der Mahamuni Buddha. Die Ursprungsform der Statue ist allerdings kaum noch zu erkennen, da ihn etliche Schichten Blattgold zu einem knubbeligen Goldklumpen haben werden lassen. Das viele Blattgold, das dafür benötigt wird, wird in Mandalay von speziellen Goldschlägern hergestellt. Diese muskulösen Männer müssen mit äußerster Präzision und schweren Hämmern das Gold in die hauchdünnen Blättchen verwandeln. Diese kann man dann im Tempel kaufen und auf den Buddha kleben, Frauen dürfen die Mahamuni Statue allerdings nicht berühren.
Traditionelle Handwerkskünste auf dem Inle See
Die meisten Touristen machen auf dem Inle See eine Bootstour, um die schwimmenden Dörfer und die schwimmenden Gärten und einige Tempel und Klöster zu besuchen. Diese Touren sind in der Regel auch mit einer Verkaufstour verbunden. Das klingt erst einmal nervig, ist am Inle See aber vor allem für diejenigen interessant, die sich für traditionelle Handwerkskunst interessieren. Und die gefertigten Produkte kann man zu verhältnismäßig günstigen Preisen kaufen und sie sind mit Sicherheit immer etwas Besonderes. Und sollte man nichts kaufen wollen, sind die Myanmaren trotzdem äußerst freundlich und akzeptieren die Entscheidung. Das Spannende an den Handwerksbetrieben ist auch, dass sie, wie auch die Häuser, Restaurants und Shops der hier lebenden Myanmaren auf Stelzen im Wasser gebaut sind.
Der edelste Stoff der Welt
Auf dem Inle See sollte man eine der großen Webereien besichtigen, in denen wunderschöne Stoffe aus verschiedenen Materialien an großen Holzwebstühlen gewebt werden. Die unterschiedlichen Muster an diesen Webstühlen zu erstellen, ist nicht immer ganz einfach und erfordert teilweise jahrelange Übung. Die günstigsten Produkte sind aus Baumwolle, etwas teurere aus Seide und dann gibt es am Inle See noch eine weltweite Besonderheit: Lotusseide. Aus den Stängeln der für den Buddhismus bedeutsamen Wasserpflanze werden auf äußerst komplizierte und langwierige Art und Weise Fäden gewonnen, die dann zum Weben benutzt werden. Für einen Meter Stoff werden 10.000 Stängel benötigt und es dauert Tage.
Die edle Lotusseide wird nur am Inle See hergestellt und verarbeitet und ist damit der edelste und teuerste Stoff der Welt und das obwohl die Arbeiterinnen nur etwa einen Dollar am Tag verdienen. Gekauft werden die Lotusprodukte nur von Touristen oder von Myanmaren, die es sich leisten können Roben für Mönche oder Tücher für Buddha daraus anfertigen zu lassen und diese dann zu spenden. Aber auch die Produkte aus Baumwolle oder Seide sind sehr schön und man kann hier auch den traditionellen Longyi, also den Wickelrock, den die weiblichen und männlichen Myanmaren tragen, kaufen.
Silberschmiede und Bootsbau wie vor hunderten von Jahren
Überall in Myanmar sieht man Lebensweisen, wie sie in Europa vor hunderten von Jahren normal waren. Die Bauern auf dem Feld arbeiten mit Ochsen und Pflügen aus Holz und in Dörfern kann man Mühlen sehen, die von einem Ochsen im Kreis gezogen werden. So ist allein die Fahrt übers Land wie eine Fahrt durch ein Museumsdorf.
Auf dem Inle See ist der Besuch einer Silberschmiede interessant. Hier kann man sehen, wie Silber vor hunderten von Jahren hergestellt wurde und in Myanmar noch hergestellt wird.
Und auch die Herstellung der traditionellen Langboote, mit einem von denen man sicherlich auch diese Tour macht, kann man sich angucken. Die Bretter werden noch mit Handsägen zurecht geschnitten und mit Holznägeln zusammengehalten. Verdichtet werden die Boote mit dem Harz des Lackbaumes, das auch für andere Lackkünste in Myanmar verwendet wird.
Viele Ausflugsboote halten auch bei einer Zigarren- und Bidi-Fabrik. Bidis sind billige Zigaretten, die mit einem speziellen Blatt von Hand gerollt werden. Geraucht werden diese Zigaretten in der Regel von den ärmeren Leuten. Aber auch Zigarren werden hier von Hand hergestellt, die vor allem von älteren Frauen geraucht werden.
Die berühmten Einbeinfischer
Der Inle See ist vor allem durch die Einbeinfischer bekannt geworden. Sie rudern auf ihren Langbooten auf den See hinaus und fischen mit einem Netz, dass sie in beiden Händen halten. Ein Ruder haben sie dabei mit einem Bein umschlungen und navigieren damit.
Es gibt auf dem Inle See eine Gruppe von Einbeinfischern, die aber keine sind und nur für die Fotos der Touristen posieren und dafür dann Geld kassieren wollen. Ein Stück weiter kann man aber auch die echten Einbeinfischer entdecken. Man erkennt sie daran, dass sie nicht für Fotos posieren sondern tatsächlich fischen.
Bagan – Handwerkskünste in der Königsstadt
In Bagan, der wohl wichtigsten Sehenswürdigkeit des Landes, finden sich viele Handwerkskünstler, die mit den Touristen ihr Geld verdienen. Hier gibt es die Marionettenbauer, Maler und die Lackkünstler. Holzgefäße wurden früher vermutlich mit dem Harz des Lackbaumes abgedichtet und haltbarer gemacht. Die Herstellung der Gefäße ist äußerst aufwendige, da die Lackschichten immer wieder getrocknet und poliert werden müssen. Sie werden dann traditionell verziert durch kunstvoll kunstvolle Ritzungen oder Bemalungen.
Kunsthandwerk in Myanmar zu kaufen lohnt sich allemal! Zum einen ist es im weltweiten Vergleich äußerst günstig und man kann sich in der Regel sicher sein, dass es wirklich mit der Hand hergestellt wurde und nicht doch aus einer Maschine kommt. Zum anderen gibt es eine große Auswahl der schönsten Dinge und die Menschen dort brauchen das Geld aus dem Verkauf und freuen sich, wenn man ihre Künste zu würdigen weiß. Selbst wenn man nicht so viel Zeit haben sollte sich die einzelnen Produktionsstätten selber anzusehen, kann man in Yangon den großen Bogyoke-Markt besuchen, der eine Vielzahl der traditionellen Handwerkskünste anbietet.